Lassen Sie sich den Artikel vorlesen:
|
Der Euro Stoxx 50 testete Ende letzter Woche die im Herbst etablierte Aufwärtstrendlinie und drehte genau dort zum Wochenstart nach oben. Das ist die Chance, das bisherige Jahreshoch anzusteuern und idealerweise zu überbieten – aber die Bullen müssten jetzt dranbleiben.
Die jüngsten Daten hielten die Tür für Hoffnungen offen. Das Wirtschaftswachstum der Eurozone fiel laut den ersten Berechnungen nicht zu stark aus, um zwingend inflationsfördernd zu sein, blieb aber zugleich oberhalb der Nulllinie. Und die Inflationsdaten selbst bewegen sich weiterhin relativ nahe am Zwei-Prozent-Ziel. Nahe genug zumindest, um die Erwartung, dass die EZB Anfang Juni einen ersten Zinsschritt nach unten vornehmen wird, aufrechtzuerhalten.
Nachdem der April schwach war und einem dadurch beim Blick auf das langfristige Chartbild der Gedanke an einen umfassenden Pullback an die Supportzone 4.504/4.573 Punkte aus dem Jahr 2007 kommen konnte, könnte der Mai also im Sinne des bullischen Lagers wieder alles klar machen. Immerhin scheint es, als wollten die Käufer diese Chance, den mittelfristigen Aufwärtstrend durch einen dynamischen Aufwärtsschwenk an der Trendlinie zu erhalten, wahrnehmen.
Allerdings ist der gestrige Montag nur die Basis, nicht der Beleg dafür, dass ihnen das auch gelingen wird. Der Euro Stoxx 50 müsste weiter laufen, die aktuell bei 5.005 Punkten verlaufende, kurzfristige Abwärtstrendlinie und danach das bei 5.032 Zählern gelegene Zwischenhoch von 24. April überwinden, erst dann wäre der Weg an das bisherige Jahres-Verlaufshoch bei 5.122 Zählern frei … und, wer weiß, auch darüber hinaus, in Richtung des im Jahr 2000 markierten Schlussrekords bei 5.464 Punkten. Wird es so kommen?
Expertenmeinung: Es kann so kommen, aber es muss nicht. Denn was wir am Montag sahen, sind die Aktivitäten derer, die genau das erreichen wollen: einen Aufwärtsschwenk auf dem dafür idealen Level der Trendlinie, dann den Anstieg an und über das vorherige Hoch. Was wir am Montag nicht sahen, sind die „anderen“. Diejenigen, die gerade nicht aktiv agieren und bei denen man nicht weiß, wie groß deren Zahl ist. Und von denen man nicht weiß, ob sie mehrheitlich nur zögern, auch einzusteigen oder der Mauszeiger schon über dem Verkaufen-Button schwebt. Denn auch, wenn die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass die EZB in einem Monat den Leitzins senkt:
Zum einen wird der Index von der Hoffnung einer besiegten Inflation und bald wieder sinkenden Zinsen schon seit Herbst 2022 getrieben und ist seither in der Spitze um 57 Prozent und über die „Prä-Inflations-Levels“ gestiegen.
Zum anderen sollte man lieber nicht davon ausgehen, dass einem ersten Zinsschritt automatisch eine Serie weiterer Senkungen folgen würde. Immerhin ist die Kerninflation noch bei 2,7 Prozent und würde nur dann mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Zielzone rutschen und auch dort bleiben, wenn das Wachstum wegknickt, denn:
Wenn die Zinssenkungen erst einmal beginnen, werden viele Unternehmen und Verbraucher Investitionen und Käufe, die nicht unmittelbar zwingend sind und fremdfinanziert werden müssen, so lange aufschieben, bis die Zinsen ein wirklich spürbar niedrigeres Niveau erreicht haben. Damit kann der Beginn der Zinssenkungen einerseits doch noch eine rezessive Tendenz generieren, andererseits aber die Grundlage für das stabile Erreichen der Zwei-Prozent-Zielzone der EZB werden.
Die Frage ist, ob diejenigen, die sich gestern nicht an der Aktion „rettet den Trend“ beim Euro Stoxx 50 beteiligt hatten, das wissen. Und ob sie es positiv sehen und die Geduld hätten, jetzt einzusteigen und dann auf ein Wachstum zu warten, das durch sinkende Zinsen in einer nicht abschätzbaren Dimension auf der Zeitachse verschoben würde, danach aber umso stabiler wäre. Das kann, wie geschrieben, so sein, muss es aber eben nicht, daher:
Sollte der Index den Kreuzsupport, bestehend aus den letzten beiden Zwischentiefs und dieser mittelfristigen Aufwärtstrendlinie im Bereich 4.880 zu 4.900 Punkte, auf Schlusskursbasis unterbieten, wäre die Chance auf einen unmittelbaren, neuen Rallyeimpuls vertan. Das ist mit dem Montags-Schlusskurs noch denkbar genug, um dem oben genannten Befreiungsschlag über 5.032 Zähler besser nicht vorzugreifen, wenn es um das Thema Neueinstieg Long oder um Zukäufe Long geht.
Investoren, Anleger und Trader genießen mit einem Depot über LYNX den direkten Zugang zu nationalen und internationalen Börsenplätzen in Deutschland, Europa, den USA und Asien. Handeln Sie an 150 Märkten, in 33 Ländern und 24 Währungen. Jetzt informieren: Alle Märkte
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen