MDAX Prognose MDAX: Es geht schon wieder los … die Käufer lassen auf sich warten

News: Aktuelle Analyse des MDAX Index

von |
In diesem Artikel

MDAX
ISIN: DE0008467416
|
Ticker: MDAX --- %

---
---% (1D)
1 W ---
1 M ---
1 J ---
Zum MDAX
Lassen Sie sich den Artikel vorlesen:

Goldrausch beim DAX, Wassertreten beim MDAX. Während der deutsche Leitindex neue Rekorde erreichte, tritt der „Index der zweiten Reihe“ auf der Stelle. Das ist ein Warn-, aber nicht zwingend ein Alarmsignal. Denn die beiden Indizes haben nicht die gleiche Kundschaft.

Es ist am deutschen Aktienmarkt wie überall das Gleiche: Die ganz großen Aktien, die Blue Chips, stehen im Mittelpunkt des Interesses. Dort werden mit Abstand die meisten Derivate gehandelt. Der Großteil der internationalen Investoren, kleine wie große, konzentriert sich auf diese Titel. Und die tummeln sich im DAX und nicht in der „zweiten Liga“ des MDAX, in dem diejenigen Aktien gelistet sind, die von der Marktkapitalisierung her direkt nach denen des DAX kommen. Was bedeutet:

Wenn der DAX läuft und der MDAX nicht mitzieht, kann das allein daran liegen, dass mehr Marktteilnehmer auf Stock Picking verzichten, nicht genauer hinsehen und es sich deswegen einfach machen, indem sie einfach den DAX kaufen, ob als Fonds, ETF oder über Derivate. Der MDAX erhält dadurch weniger Aufmerksamkeit, es fließt weniger Kapital dorthin und schon wird er zum Mauerblümchen mit einer bedeutend kleineren Klientel, die dort aktiv agiert.

So gesehen ist diese auffällige Schere zwischen DAX und MDAX nicht automatisch ein Spiegel einer riskant überzogenen DAX-Hausse, bei welcher der MDAX den Level andeutet, auf den der DAX zurückkommt, wenn die Sache schiefgeht. Aber ein Warnsignal ist es trotzdem, denn:

Den aktuellen Kurs und Chart des MDAX sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Wenn sich zufließendes Kapital auf weniger Aktien konzentriert, die Marktbreite einer Aufwärtsbewegung also geringer wird, werden diese wenigen Titel, die das frische Geld anziehen, schnell überbewertet, vor allem, wenn nur ihre Eigenschaft als Blue Chips diese Attraktivität ausmacht und nicht starke, über den Erwartungen liegende Umsätze und Unternehmensgewinne. Was jedoch nur für den DAX ein Gefahrenmoment ist, während man im Umkehrschuss für den MDAX behaupten könnte, dass dieser dann ja grundsätzlich Aufholpotenzial haben müsste. Ist das so?

Nicht zwingend, weil die Zahl an wenig inspirierenden Quartalsergebnissen bei den MDAX-Titeln nicht unbedingt klein war. Der MDAX ist daher trotz seiner Underperformance insgesamt teurer bewertet als der DAX. Was auch daran liegt, dass sich im MDAX Unternehmen finden, die im Kielwasser einer prosperierenden Konjunktur zwar schnell und weit steigende Gewinne erreichen, die im Fall einer Konjunkturflaute aber auch ebenso schnell und weit zurückgehen. Daher fährt man besser, wenn man zwar dieses Seitwärts-Geschiebe des MDAX als Warnsignal für den DAX wahrnimmt, Trading-Entscheidungen in Sachen MDAX aber vom DAX abkoppelt und den Index pragmatisch auf Basis der Charttechnik handelt.

MDAX Index: Chart vom 13.05.2024, Kurs 26.823,94 Punkte, Kürzel: MDAX | Online Broker LYNX
MDAX Index: Chart vom 13.05.2024, Kurs 26.823,94 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Und da wird im Chart deutlich, was passieren muss, damit der MDAX wieder auf Touren kommt und idealerweise dann sogar die Performance-Schere zum DAX verringert oder sogar schließt: Es muss gelingen, das Dezember-Hoch bei 27.371 Zählern klar und auf Schlusskursbasis zu überwinden, sprich da vorbeizukommen, wo der Index beim letzten Anfall von Dynamik Anfang April scheiterte und abdrehte.

Im Gegenzug wäre ein Schlusskurs unter dem April-Verlaufstief bei 25.825 Punkten ein markant bärisches Signal, das den Weg aus charttechnischer ebenso wie aus psychologischer Sicht nach unten freimachen würde und einen Test des Jahres-Verlaufstiefs bei 25.075 Punkten nach sich ziehen könnte. Aber ob das dann den DAX vergleichbar drücken würde, hängt davon ab, ob man das Mauerblümchen MDAX seitens der internationalen Investoren dann auch entsprechend wahrnehmen würde. Im Moment, das ist unverkennbar, tut man es nicht.

Weltweit an den Börsen handeln

Investoren, Anleger und Trader genießen mit einem Depot über LYNX den direkten Zugang zu nationalen und internationalen Börsenplätzen in Deutschland, Europa, den USA und Asien. Handeln Sie an 150 Märkten, in 33 Ländern und 24 Währungen. Jetzt informieren: Alle Märkte

Wie hilfreich fanden Sie den Artikel?
Wenig hilfreichSehr hilfreich

--- ---

--- (---%)
Mkt Cap
Vol
T-Hoch
T-Tief
---
---
---
---

Displaying the --- chart

Heutigen Chart anzeigen

Loading ...
Alle Börsenblick-Artikel

Nachricht schicken an Ronald Gehrt
  • Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.

Vorherige Analysen des MDAX Index

Seit der MDAX Anfang 2023 mit Schwung über die 200-Tage-Linie gelaufen war und sie dann bis zum Spätsommer mehrfach verteidigen musste und konnte, ist diese Linie hier besonders wichtig geworden. Ende März hatte er sie zurückerobert … aber jetzt ist sie erneut in Gefahr.

Der gleitende Durchschnitt der letzten 200 Börsentage ist eine für Investoren wichtige Scheidemarke, die grundsätzlich indiziert, ob der Kursverlauf sich im bullischen oder bärischen Terrain bewegt. Aber man muss da immer im Einzelfall prüfen, ob diese Linie beim untersuchten Basiswert auch wirklich beachtet wird und somit relevant ist. Das ist dann der Fall, wenn man in den letzten ein, zwei Jahren sehen konnte, dass der Kurs dort mehrfach gedreht hat, idealerweise in beide Richtungen. Ist das so, darf man davon ausgehen, dass ein Kreuzen dieser 200-Tage-Linie auch aktuell bedeutsam wäre. Was beim MDAX zutrifft.

MDAX: Monats-Chart vom 15.04.2024, Kurs 26.447,14 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Monatschart vom 15.04.2024, Kurs 26.447,14 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Seit Anfang 2023 diente diese 200-Tage-Linie bereits mehrfach als Unterstützung. Und ein Anstieg über diesen gleitenden Durchschnitt sorgte jeweils für weitere Käufe. Allerdings fielen die bei den letzten beiden Breaks über die Linie auffällig mager aus. Im Dezember wurde die Linie überboten, die Anschlusskäufe waren aber gering … und im Januar wurde der 200-Tage-Durchscnitt dann sang- und klanglos wieder unterboten. Das sorgte dann für Anschlussverkäufe, die intensiver ausfielen als die Käufe nach dem vorherigen Überwinden der Hürde. Und jetzt wird es erneut eng.

Expertenmeinung: Als der MDAX diese Linie Ende März erneut zurückeroberte, dürften viele aufgeatmet haben. Denn bis dahin war er der Klotz am Bein des deutschen Gesamtmarkts und wirkte wie eine permanente Erinnerung daran, dass der Anspruch der Bullen sich nicht mit der Realität außerhalb der Börsensäle deckte. So war die Basis gegeben, mit einer wilden Aufholjagd zu DAX und TecDAX aufzuschließen und damit diesen Status eines Menetekels loszuwerden. Doch auch, wenn die Anschlusskäufe dynamischer daherkamen als im Dezember: Weit kam der MDAX auch diesmal nicht. Wir sehen es im Chart auf Tagesbasis:

MDAX: Tages-Chart vom 15.04.2024, Kurs 26.447,14 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tageschart vom 15.04.2024, Kurs 26.447,14 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Kurz vor Erreichen des Dezember-Zwischenhochs ging der Aufwärtsbewegung die Puste aus. Der Index drehte ab und ist jetzt erneut von oben auf eben dieser 200-Tage-Linie gelandet, die aktuell auch noch innerhalb der Supportzone 26.360 zu 26.562 Punkte verläuft, so dass ein Bruch dieser Zone ein markant bärisches Signal auslösen würde.

Käme es so … und das Abdrehen des MDAX aus anfänglichem Plus ins Minus gestern sowie der Blick auf die wankende Wall Street würden den Bären dafür Rückenwind liefern … kann es durchaus sein, dass das Tief des Dezembers dann erneut angesteuert wird. Denn auch vielen derzeit Long aufgestellten Tradern dürfte klar sein, dass diese Schere zwischen Aktienmarkt und Realität jederzeit zuschnappen könnte. Und wenn zu viele warten, bis aus einer engen Situation eine zu enge geworden ist und dann alle auf einmal aus dem Markt herauswollen, kann es dann auch mal sehr schnell sehr weit nach unten gehen. Achten Sie also unbedingt auf diese Zone 26.360 zu 26.562 Punkte!

Während der DAX seit Jahresbeginn ein stolzes Plus vorzuweisen hat, liegt die 2024er-Performance des MDAX immer noch im Minus. Aber jetzt zeigt auch der „Index der zweiten Reihe“ wieder ein Lebenszeichen. Beginnt jetzt die große Aufholjagd?

Denkbar ist es. Denn einerseits ist zwar der Einwand nicht falsch, dass es eigentlich der DAX wäre, der weit von einer äußerst grauen Realität in Sachen Wachstumsperspektive abgewichen ist, während der MDAX, der seine Herbst-Rallye im Januar beendete, dahingehend mehr „in der Spur“ wäre. Aber derzeit ignoriert man das nun einmal.

Und kaum jemandem dürfte entgangen sein, wie markant der MDAX dem DAX, aber auch anderen Indizes wie TecDAX oder Euro Stoxx 50, hinterherhinkt. Die Schlussfolgerung, dass da noch etwas zu holen wäre, wenn nur endlich jemand den Anfang macht und dadurch ein bullisches Signal entsteht, wäre also bei so manchem Trader möglich. Und in dieser Hinsicht wäre jetzt ein solcher Anfang gemacht:

MDAX: Tages-Chart vom 22.03.2024, Kurs 26.622,83 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tageschart vom 22.03.2024, Kurs 26.622,83 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Zum Wochenschluss gelang es, an der aktuell bei 26.485 Punkten verlaufenden 200-Tage-Linie vorbeizukommen, die seit Anfang 2023 mehrfach mal als effektiver Widerstand, mal effektive Unterstützung fungiert. Und nicht nur das:

Damit gelang auch ein Wochenschlusskurs über der im Herbst 2021 etablierten, übergeordneten Abwärtstrendlinie. Das sieht sehr nach einem Startschuss für die Bullen aus. Und er könnte es auch sein, jedoch sollte man da zumindest so lange noch vorsichtig bleiben, bis der Kursanstieg sich mit ein paar weiteren, festen Tagen etabliert hat. Denn bislang ist der MDAX nur „halb durch“. Sehen wir mal genauer hin:

Expertenmeinung: Auch im Dezember gelang schon einmal ein Anstieg über diese 200-Tage-Linie. Doch da kam nach dem fulminanten Anstieg nichts nach. Der MDAX begann, auf der Stelle zu treten, die Bullen wurden unruhig, stiegen wieder aus und das vermeintlich markante Kaufsignal endete als Bullenfalle. Und auch da war dieser übergeordnete Abwärtstrend bereits knapp überwunden gewesen, Sie sehen das im Chart auf Wochenbasis:

MDAX: Chart vom 22.03.2024, Kurs 26.622,83 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Wochenchart vom 22.03.2024, Kurs 26.622,83 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Die ursprüngliche Abwärtstrendlinie hatte einen ein kleines bisschen größeren Neigungswinkel. Und die wurde zur Jahreswende ganz leicht überboten, als auch die 200-Tage-Linie zeitweilig bezwungen war. Und aktuell ist der MDAX kaum weiter über die Trendlinie hinaus als damals, so gesehen:

Dass die derzeitige Euphorie … die dadurch, dass sie schon so lange den zahlreichen bärischen Fakten trotzt, nur noch zunimmt … dazu führt, dass man sich jetzt den MDAX als Aufhol-Kandidat vornimmt, ist möglich. Aber es ist nicht sicher genug, um da Haus und Hof daraufzusetzen. Erst, wenn in den kommenden Tagen Anschlusskäufe kommen, nennenswerte Gewinnmitnahmen ausbleiben und der Ausbruch über die 200-Tage-Linie dadurch bestätigt würde, könnte man hier über – vorsichtige – Long-Trades nachdenken.

Eine derart massiv auseinander laufende Performance zweier Indizes eines Landes wie die von DAX und MDAX sieht man selten. Vor allem existiert diese Schere bereits seit über zwei Jahren und wird immer größer. Was hat das zu bedeuten?

Irgendjemand liegt falsch, entweder die offenbar bärische Mehrheit beim MDAX oder die Bullen beim DAX. Denn wer sich das langfristige Bild des MDAX auf Monatsbasis ansieht, erkennt sofort: Das sieht nicht nur ein wenig anders aus als der DAX, sondern völlig. Der MDAX hatte sein Rekordhoch im Jahr 2021 erreicht und notiert aktuell ganze 29 Prozent darunter, während der DAX sein Hoch vom Spätsommer 2021 derzeit um fast neun Prozent überboten hat.

MDAX: Monats-Chart vom 26.02.2024, Kurs 25.785,79 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Monatschart vom 26.02.2024, Kurs 25.785,79 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Dass die 50 Unternehmen, die von der Marktkapitalisierung her direkt hinter den 40 DAX-Unternehmen kommen, derart anders dastehen als diese „Top 40“, in ein und derselben Volkswirtschaft, mit dem gleichen Zins- und Inflationsniveau und in einem Umfeld mit Nullwachstum, ließe sich getrost ausschließen. Aber wer liegt richtig, wer falsch? Müsste der DAX zurückkommen oder der MDAX zulegen, um diese Performance-Schere zu schließen?

Expertenmeinung: Würde man mit klassischen Werkzeugen an die Sache herangehen, würde das eher neue Fragen aufwerfen als Antworten liefern. Beispiel: die Bewertung. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) ist beim DAX, obwohl der zulegt, weit niedriger als das des MDAX. Was indes heißt: Der MDAX war vorher noch teurer bewertet, aber bis Sommer 2021 hat das niemand gestört. Das ist zwar so, aber damit bekommt man keine Antworten.

Denn der DAX ist rein nominal vom KGV billiger, das ist schon richtig. Aber das liegt daran, dass in ihm sehr viele Unternehmen gelistet sind, die von ihrer Branche her grundsätzlich niedrige KGVs haben: Autobauer, Energieversorger, Finanzwerte. Die alle im MDAX nicht drin sind. Da findet sich viel aus den Bereichen Software, Maschinenbau und Immobilien. Was indes zu einer ersten Antwort führt, denn:

Maschinenbau und Immobilien stehen derzeit auf wackligen Beinen, die Chemie ebenso, da ziehen Lanxess und Wacker am MDAX. Auch Dienstleister wie HelloFresh und Delivery Hero sind im Abwärtstrend, weil sich dort große Erwartungen in schrumpfende Hoffnungen verwandelt haben. Ein weiterer Punkt, der diese divergierende Performance erklären kann, ist:

So manches der aktuell im MDAX schwach laufenden Unternehmen war mal im DAX notiert, musste aber aufgrund seiner geschrumpften Marktkapitalisierung absteigen … und die schrumpft in erster Linie, wenn der Kurs fällt. Was heißt: Der DAX schüttelt seine schwächsten Glieder regelmäßig ab. Die landen im MDAX … und was dort stark läuft, steigt oft bald in den DAX auf. Es klingt ein wenig despektierlich, aber aus dieser Warte heraus fungiert der MDAX ein wenig wie die „bad bank“ des DAX.

Hinzu kommt als weiterer Aspekt, dass internationale Investoren, vor allem, wenn sie von außerhalb der Eurozone kommen, in der Regeln nur die Blue Chips kaufen, also DAX-Titel oder den Index an sich. Internationales Kapital fließt also oft am MDAX vorbei. Fasst man das zusammen, kommt man zu dem Schluss:

Dass DAX und MDAX so gegensätzlich laufen, ist zwar keineswegs zwingend. Aber es ist mit Blick auf die Branchenverteilung und den Faktor der internationalen Wahrnehmung derzeit auch nicht völlig abstrus. Daher muss sich diese Schere auch nicht kurzfristig schließen. Und wenn sie sich schließt, werden erst die dann vorherrschenden Rahmenbedingungen vorgeben, ob das bedeutet, dass der DAX dem MAX hinterherfällt oder im Gegenteil der MDAX mit einer größeren Kaufwelle den Performance-Abstand verkürzt.

Es wäre also eher riskant, von einem baldigen Schließen dieser Schere auszugehen und daraufhin im MDAX Long und zugleich im DAX Short zu gehen. Besser ist, den DAX aus der Überlegung, wie man den MDAX angehen könnte, komplett auszublenden und die charttechnischen Fakten zu traden:

Derzeit notiert der Index unter seiner mittelfristigen Abwärtstrendlinie und der 200-Tage-Linie. Er müsste mindestens über 28.200 Punkten und damit über der im Tageschart zu sehenden Phalanx an Widerstandslinien schließen, um für eine Long-Positionierung infrage zu kommen. Auf der Unterseite wäre bereits ein eindeutiger Ausbruch aus der momentanen Handelsspanne eine Vorlage für ein Aufstocken von Short-Positionen, das wäre mit Schlusskursen unter 25.000 Punkten gegeben. Was der DAX derweil tut, spielt auch, wenn wir da wie gesagt vom selben Wirtschaftsraum und den gleichen Realitäten sprechen, letzten Endes für unmittelbare Trading-Entscheidungen keine Rolle!

MDAX: Tages-Chart vom 26.02.2024, Kurs 25.785,79 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tageschart vom 26.02.2024, Kurs 25.785,79 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Der MDAX markierte sein bisheriges Rekordhoch am 2.9.2021. Heute notiert er fast 30 Prozent tiefer, während der DAX den damaligen Kurslevel längst deutlich überschritten hat. Eine solche Schere ist äußerst untypisch und wirft die Frage auf: Welcher Index spiegelt die Realität wider?

Gestern meldete das Statistische Bundesamt für das vierte Quartal ernüchternde Zahlen: Die deutsche Wirtschaftsleistung, gemessen als Bruttoinlandsprodukt (BIP), ging im vierten Quartal 2023 um 0,3 Prozent zurück. Für das Gesamtjahr beläuft sich die Veränderung des BIP auf -0,2 Prozent. Und das ifo-Institut sieht das deutsche BIP im laufenden Quartal erneut sinken, konkret erwartet man einen Rückgang um 0,3 Prozent. Und der IWF (Internationaler Währungsfonds) senkte die 2024er-Wachstumsprognose für Deutschland am Dienstag von 0,9 auf 0,6 Prozent, während die Erwartungen für China und die USA nach oben genommen wurden.

Die 50 Unternehmen im MDAX sind ein Querschnitt der deutschen Wirtschaft. Zwar sitzen die ganz großen Konzerne im DAX, der MDAX hat dafür aber viele Zulieferer. Auch der Immobiliensektor ist stark vertreten, die Software, die Dienstleister. Vieles hängt von einem starken Export ab, der einer der Hauptprobleme in Bezug auf die Wachstumsschwäche darstellt, anderes von gut situierten Verbrauchern. Es ist also eigentlich nicht überraschend, dass der MDAX so schwach ist und momentan Gefahr läuft, ein neues „Bein“ im übergeordneten Abwärtstrend auszubilden. Aber wieso ist der DAX dann stärker, um nicht zu sagen das krasse Gegenteil, was die Performance angeht?

Expertenmeinung: Weil im DAX einige Unternehmen gelistet sind, bei denen viele auch internationale Investoren glauben, dass sie sich in schwierigen Zeiten nicht nur gegen kleinere Konkurrenten durchsetzen werden, sondern sogar wachsen könnten, beispielsweise SAP. Oder Unternehmen, die von Sondersituationen profitieren wie Rheinmetall. Und die beiden großen Rückversicherer Münchener Rück und Hannover Rück, von denen man glaubt, die könne man im Zweifel immer kaufen. Hinzu kommt, dass die großen internationalen Investoren bei der Ausrichtung des Kapitals, das sie in Deutschland investieren wollen, selten bis in die zweite Reihe der MDAX-Aktien vordringen, man kauft einfach den Blue Chip-Index und belasst es dabei.

MDAX: Tageschart vom 30.01.2024, Kurs 26.012,33 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tageschart vom 30.01.2024, Kurs 26.012,33 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Dabei ist es, zumindest bislang, auch korrekt, dass die ganz Großen mehrheitlich besser dastehen als die etwas kleineren Unternehmen des MDAX. Aber da man beim DAX massiv Optimismus eingepreist hat, beim MDAX aber nicht, sollte man eher nicht erwarten, dass sich die breite Schere zwischen DAX und MDAX schließt, indem der MDAX auf einmal wie eine Rakete davon schießt. In ihm steckt die für die deutsche Wirtschaft nun einmal graue Realität. Und nüchtern betrachtet könnte dieses Grau sogar noch ein wenig dunkler werden, bevor Licht am Ende des Tunnels auftaucht.

Beim MDAX gegen den Trend und somit à la hausse zu spekulieren, hat daher derzeit keine allzu gute Erfolgsperspektive, den unterbewertet ist er trotz dem Umstands, dass er knapp 29 Prozent unter seinem Rekordhoch notiert, nicht. Ein bullisches Signal wäre dann gegeben, wenn der Index nicht nur die nach einem nur kurzen Ausflug darüber Anfang Januar wieder unterbotene 200-Tage-Linie zurückerobert, sondern auch das Zwischenhoch vom Dezember bei 27.371 Punkten. Bevor das nicht gelungen ist, wären Long-Trades hier äußerst verwegen.

Und würde das Januar-Verlaufstief bei 25.076 Zählern unterboten, wäre diese Chance ohnehin erst einmal vom Tisch und ein Test des Ende Oktober markierten 2023er-Jahrestiefs bei 23.627 ein klares Ziel der hier weiterhin am Ruder stehenden Bären. Und die haben, eben weil der MDAX die Realität der deutschen Wirtschaft besser abbildet als der DAX, die Rahmenbedingungen im Rücken.

MDAX: Monatschart vom 30.01.2024, Kurs 26.012,33 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Monatschart vom 30.01.2024, Kurs 26.012,33 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Der MDAX war unter den großen deutschen Aktienindizes der einzige, bei dem es in Sachen Hausse nicht recht laufen wollte. Daher war die Erleichterung groß, als er Mitte Dezember endlich über die 200-Tage-Linie stieg. Doch jetzt fiel er wieder darunter – und das mit Schwung.

Nachdem der „Index der zweiten Reihe“ die 200-Tage-Linie bezwang, war die Erwartung groß, dass der MDAX in Sachen Performance zu DAX und TecDAX aufschließen würde. Dass das nicht passierte, sondern sich eine Seitwärtsbewegung etablierte, die nur knapp über diesem wichtigen gleitenden Durchschnitt der letzten 200 Börsentage blieb, war indes ein Warnsignal. Wer das ignorierte, dürfte jetzt unangenehm überrascht sein. Denn gleich am ersten Handelstag setzte der MDAX wieder auf die 200-Tage-Linie zurück, am zweiten, also gestern, durchbrach er sie signifikant.

MDAX Index: Tageschart vom 03.01.2024, Kurs 26.252,13 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX Index: Tageschart vom 03.01.2024, Kurs 26.252,13 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Dabei konnte man die Gewinner unter den 50 Titeln des Index an einer Hand abzählen. Und bei den Verlierern fanden sich alle Branchen: Medizintechnik, Logistik, Halbleiter, erneuerbare Energien, Chemie. Es scheint, als wäre die Zahl derer, die der Aufwärtsbewegung so lange zugesehen hatten, bis sie an Kraft verlor, um dann eigene Positionen abzubauen oder auf der Short-Seite aktiv zu werden, nicht gerade klein gewesen. Und damit verliert die unter den Bullen verbreitete, scheinbare Gewissheit, dass 2024 das Wachstum zurückkehren werde und damit der Weg für MDAX & Co. nach oben frei sei, gleich vom Start weg an Zugkraft. Die Frage ist: War das einfach nur ein Fehlstart, dem in Kürze wieder Käufe folgen … oder müsste man sich auf fortgesetzten Abgabedruck einstellen?

Expertenmeinung: Das kommt entscheidend darauf an, ob es dem bullischen Lager in ausreichender Größenordnung gelingt, an der bislang weit verbreiteten, scheinbaren Gewissheit festzuhalten, dass die Inflation besiegt ist, die EZB die Zinsen schnell und weit senken wird und dies sehr bald zu einem markant anziehenden Konsum und steigenden Unternehmensgewinnen führen wird.

An diesem Konstrukt können die Fakten ebenso rütteln wie die Kurse an sich. Bezüglich der Fakten könnten die heute erwarteten Vorab-Daten zur deutschen Inflation im Dezember wegweisend werden, auch die US-Arbeitsmarktdaten morgen könnten die bullischen Trader entweder wankend machen oder in ihrem Optimismus bestätigen. Denn noch wäre nichts verloren, noch dürften zwei schwache Tage nicht ausreichen, um die Bullen in Bären zu verwandeln. Allerdings …

MDAX Index: Wochenchart vom 03.01.2024, Kurs 26.252,13 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX Index: Wochenchart vom 03.01.2024, Kurs 26.252,13 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

… ist da auch noch die charttechnische Komponente. Dass es misslang, den MDAX über der 200-Tage-Linie zu halten und die Notierungen dann derart dynamisch unter diese Linie zurückfielen, ist ein markant bärisches Signal, dass er dadurch an der 2021 etablierten Abwärtstrendlinie abdrehte, auch. Und durch die stetige Aufwärtsbewegung seit Ende Oktober fehlt es an Korrektur-Zwischentiefs, die jetzt als potenzieller Support herhalten könnten, so dass das bärische Lager im Prinzip das 2023er-Tief bei 23.627 Punkten als Kursziel ansehen könnte. Die einzige, markantere Linie, an der Short-Seller Gewinne mitnehmen und Käufer zugreifen könnten, wäre das März-Tief bei 25.723 Zählern. Diese Linie müsste halten … wenn nicht, könnte aus dem Fehlstart ins neue Jahr ein echter Baisse-Impuls werden!